Die österreichische Autorin Marie-Thérèse Angèle Raymonde Kerschbaumer, bürgerlicher Name Dr. Marie-Thérèse Kurz, wurde am 31. August 1936 als Tochter von Frau Hildegarde Anna Srnka-Hohenlindegg, geborene Kerschbaumer, und Herrn Angel Rosendo García del Barco y Alonso aus Havanna Kuba, spanischer Nationalität, in Garches (Seine-et-Oîse), Frankreich, geboren und am 10. September 1936 in der Kirche Saint-Denise getauft; Taufpatin die Tante des Kindes Angela Hablützel, geborene Kerschbaumer, wohnhaft in Vaucresson, rue de Suresnes 10 (Villa Belombre), in deren Haus die Eltern des Kindes, auf der Flucht vor der Bombardierung ihres damaligen Aufenthaltsortes Barcelona, für kurze Zeit Zuflucht gefunden hatten. Reise der Eltern mit Kind nach Costa Rica im Oktober 1936 und, nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und fataler Rückkehr im April 1939 von Mutter und Kind aus Costa Rica nach Kitzbühel, mit dramatischen Folgen besonders für die (1937 aus erster Ehe geschiedene) Mutter des Kindes, aber auch Verlust der Existenz des Großvaters mütterlicherseits, bekennender Katholik und Nazigegener im besetzten Österreich, mit dauernder finanzieller Armut auch nach dem Krieg. Ab dem vierten Lebensjahr vom Großvater, Leo Maria Kerschbaumer, aufgenommen und erzogen.

Ausbildung

Von 1942 bis 1950 Besuch der Volks-und Hauptschule in St. Johann und Kitzbühel Tirol. 1950-1953 kaufmännische Berufsschule, im selben Jahr 1953 Kaufmannsgehilfenprüfung in Innsbruck. Es folgen drei Jahre Aufenthalte in England und Italien zur Erlernung der englischen und italienischen Sprache. 1957 Übersiedlung nach Wien. Nicht bestandene Aufnahmeprüfung an die Akademie der bildenden Künste zu Wien. Verbesserung des Französischen durch mehrere Monate 1958 in Genf und Reise in die Provence. Diverse Anstellungen als Bürokraft, im Fremdenverkehr, als Verkäuferin. 1961-1962 Besuch einer Maturaschule in Wien. 1963 Reifeprüfung der Externistenmatura in Wien. Immatrikulation an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien im Sommersemester 1963. Belegte Fächer:  Germanistik und Romanistik (Schwerpunkt Italienisch).

Bedeutende Lehrer während des Studiums in Wien

Romanistik: Carl Theodor Gossen; Alfred Noyer-Weidner; Italienisch: Lorenzo Renzi; Georg Rabuse; Rumänisch: Alexandru Niculescu. Germanistik: Eberhard Kranzmayer, Maria Hornung; Blanca Horacek; Literaturgeschichte: Werner Welzig; Volkskunde: Richard Wolfram. Entscheidende Fächer für den späteren Schriftstellerberuf: Gotische Übungen (Birkhan), althochdeutsches Proseminar (Horacek); mittelhochdeutsches Proseminar (Hornung). Phonetische Übungen, Feldforschung (Kranzmayer). Altprovenzalisch (Sofer), neben Proseminaren u. Seminaren aus Italienisch, Rumänisch, Französisch (zwei Semester Privatissimum zu Dante Alighieri bei Renata Gossen); Entwicklungsgeschichte der romanischen Sprachen, Grundlagen der Sprachwissenschaft (C. Th. Gossen).

Erstellung des Dissertationsthemas

Herbst 1966: „Die syntaktische Hervorhebung im modernen Rumänisch“ durch Prof. C. Th. Gossen. Nach Gossens Worten die erste Dissertation über die rumänische Sprache in der Zweiten Republik Österreich, will sagen fast sechzig Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, 1914.

Studienaufenthalte:

Sommer 1964 Stipendium in Italien (Malcesine); 1965 Sommerkurs in Sinaia (Rumänien) und Stipendium der Fondazione Giorgio Cini (Venedig). Wechsel der Studienrichtung: Hauptfach nunmehr Romanistik (Italienisch und Rumänisch). 1965/1966 Aufenthalte in Vicenza, Padova. Mehrmals Recherchen in der Biblioteca San Marco, Venedig. Begegnung mit Gianfranco Folena (Padova), Diego Valeri (Venedig). 1965, 1966, 1967 Sommerstipendien in Sinaia, Rumänien. Ausflüge nach: Sarmizegetusa, einstiger Sitz des Dakerkönigs Dezebal und Ort seines Freitodes im Sommer 106 n. Chr. Ausflüge zur Burg Bran mit ihrer Äolsharfe (in den Karpaten); nach Curtea de Argeș; Sibiu / Hermannstadt; Brașov / Kronstadt, beide Siebenbürgen; Aufenthalte an der Schwarzmeerküste in Mamaia, bzw. Konstanza /Constanța, das antike Tomis Ort der – acht Jahre – Verbannung bis zu seinem Tod 17 n. Chr., des Dichters Ovid, Publius Ovidius Naso. Besuch in Craiova, Hauptstadt der Provinz Oltenien.

Verlauf der Dissertations-Recherchen bis zu deren Abfassung:

Frühjahr 1967 Reise nach Rumänien (sechs Monate Stipendium des Rumänischen Unterrichtsministeriums) zum Zweck der Materialsammlung und Vertiefung der Sprachkenntnisse. Hörerin verschiedener Vorlesungen der Rumänischen Fakultät der Universität Bukarest. Private Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen des Phonetischen Instituts unter der Leitung von Professor Alexandru Rosetti. Mehrere Gespräche mit Akademie Mitglied Professor Iorgu Iordan über das Dissertationsthema und syntaktische Fragen der rumänischen Sprache. 1968 erneute, selbstfinanzierte Rumänienreise. Gesamtaufenthalt 1967/68: 15 Monate. In dieser Zeit erste Veröffentlichungen in der Zeitschrift der deutschsprachigen Minderheit Rumäniens, NEUE LITERATUR; Teilnahme an Internationalen Linguisten- und Romanisten Kongressen. Arbeit mit den Assistentinnen Sanda Golopenția-Eretescu und Alex Roceric-Alexandrescu, am Centrul de Cercetări fonetice și dialectale, Direktion: Akademie-Mitlgied Prof. Dr. Alexandru Rosetti.

Begegnungen mit bedeutenden Linguisten der Zeit in Rumänien:

1967 Teilnahme als cand. phil. am Internationalen Linguistenkongress: X-ème Congrès International des Linguistes, Bucharest, 28. août-2 septembre 1967, Eröffnung Prof. Iorgu Iordan; Plenar Sektion: Prof. B. Malmberg, Lund: Synchronie et diachronie. Di. 29. August 1967, 11-13 Uhr. Nachmittag: Plenary Session: Professor Roman Jakobson, Cambridge (Massachusetts): Linguistics and adjacent Sciences. 17-19 Uhr (Lebhafte Diskussion: Prof. Olga Akhmanova, Moskau; deren Kongress-Beitrag am nächsten Tag: Linguistics and the Quantitative Approach.). Begegnung mit Prof. Robert Austerlitz, Columbia University, New York: Sur les comparaisons fantasques des langues eurasiennes. Morton Wilfrid Bloomfield, Harvard University, Cambridge. Mass., USA, Generative Grammar and Literary Theory. Weiters: Thomas A. Sebeok, Indiana University, Bloomington, Indiana. The Comparison of Human Communication with Animal communication. Alexandru Graur: Académie Roumaine des Sciences: La linguistique, science sociale. Alexandru Niculescu, Maitre de Conférènce, Universität Bukarest: Sur l’interrélation des pronoms allocutoires révérentiels avec le système pronominal dans quelques langues romanes. Aus Österreich: Prof. Moritz Regula, Graz. Dr. Wolfgang Dressler, Wien. 1968: Teilnahme am Romanisten-Kongress.: XII-ème Congrès international de Linguistique et Philologie Romanes, 15. -20. April 1968, mit eigenem Beitrag: Și adverbial – mijloc de întărire, mijloc de atenuare, vorgetragen am Samstag, dem 20. April 1968, 9 Uhr. Diskussionseröffnung: Professor Alexandru Graur.

Begegnungen 1964-1969 mit Schriftstellern in und aus Rumänien.

Rumänien-Deutsche: Arno Hauser, Dieter Schlesak, Paul Schuster; Oskar Pastior; Alfred Kittner, aus Czernowitz. (Zeitschrift NEUE LITERATUR: erste Veröffentlichungen.) Durch Vermittlung von Dieter Schlesak: Paul Goma.
Rumänische Autoren: Nina Cassian, Veronica Porumbacu, Marilin Bobes; Petru Stoica; Petru Popescu, Vintila Ivnceanu; Nichita Stănescu.
Tudor Arghezi, 1964 Herderpreisträger in Wien, Herder-Stipendiatin Mihaela Tonitza, Enkelin des Malers N. N. Tonitza.

1966 Gast der Familie Tonitza, im Feriendorf 2 Mai, bei Mamaia am Schwarzen Meer; Besuch in Konstanza, gr. Tomis, die antiken Ruinen von Histria.

Private Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen des Phonetischen Instituts, Leitung Professor Alexandru Rosetti. 1968 mit Publikationen literarischer Übersetzungen aus dem Rumänischen und eigener Gedichte in der Zeitschrift Neue Literatur der deutschsprachigen Minderheit selbstfinanzierter Aufenthalt in Bukarest. Gesamtaufenthalt mit Unterbrechungen 1967/68 fünfzehn Monate. Im Sommer 1969, nach Vertragsabschluß für den ersten Gedichtband „ge dich te“ im Verlag Kriterion, Bukarest, Aufenthalt im Schriftstellerhaus Mogoșoaia (ehemalige Sommerresidenz der Hohenzollern, im „rumänischen Stil“ mit architektonischer Ähnlichkeit zur Hermesvilla in Wien) nahe Bukarest. Im Herbst 1969 endgültige Rückkehr nach Wien und Ausarbeitung der Dissertation, die im Herbst 1970, nach zweijähriger Vakanz der Lehrkanzel von C. Th. Gossen, den Professoren Wolfgang Pollack und Georg Rabuse vorgelegt wurde.

Im November 1972 „zweistündige strenge Prüfung aus Romanistik in Verbindung mit Germanistik mit dem Kalkül “Ausgezeichnet“ abgelegt“. Promotion zum Doctoris Philosophiae et Honoris Iura et Privilegia Nomen am 30. März 1973.

Auszeichnungen (Auswahl)

1981 Förderungspreis für Literatur des Bundesministers für Unterricht und Kunst

1985 Droste-Preis der Stadt Meersburg (Deutschland)

1986 Würdigungspreis für Literatur des Bundesministers für Unterricht und Kunst

1989 Stipendium des Deutschen Literaturfonds, Darmstadt

1989-1992 Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien

1993-1996 Robert-Musil-Stipendium des Bundesministers für Unterricht und Kunst

1995 Preis der Stadt Wien für Literatur

1995 Roseggerpreis des Landes Steiermark für österreichische Literatur

Persönliche Daten

Am 13. August 1971 Heirat mit dem bildenden Künstler Helmut Kurz-Goldenstein † (27. 8. 1941 bis 24. 9. 2004), viertes Kind des Heinrich Albert Kurz-Thurn-Goldenstein, Tierarzt aus Salzburg und der Friederika geborene Stadler.

Am 29. September 1973 Geburt des Sohnes Maximilian Heinrich Michael Kurz-Goldenstein in Wien.

Am 9. September 2009 Heirat des Sohnes Maximilian Heinrich Michael Kurz-Goldenstein mit Alena Maria geborene Vašková aus Brünn, in Salzburg.

Am 1. Jänner 2010 Geburt des Enkelsohnes Maximilian Paul Heinrich Maria Kurz-Goldenstein in Klosterneuburg, Niederösterreich.

Am 18. August 2011 Geburt der Enkeltochter Marie-Thérèse Elisabeth Agnes Kurz-Goldenstein in Klosterneuburg, Niederösterreich.